Sie sind hier: Startseite. » Holzminden. » Einsätze.
18.01.2018

Orkantief Friederike: Unwetterlage in Holzminden (18.01.2018)

Einsatzstichwort: Feu BMA / TH-Alarm Person in Zwangslage / Unwetter an ÖEL / Unwetter
Einsatzmeldung: - / Baum auf PKW, Person in PKW / Unwetter
Einsatzort: diverse Straßen im Ortsgebiet, Holzminden
Alarmierte Schleifen: Mittelschleife Brand, Mittelschleife TH, ELW-Schleife, Großschleife Holzminden
Fahrzeuge: LF 20/16, DLK 23/12, ELW 1, HLF 20/16, RW, LF 16-TS, TLF 24/50, SW-KatS, LF 8/6, MTW, MTW-EL
Eingesetzte Kräfte: 73
Alarmzeit: 12:32 Uhr

Bericht:
Am Donnerstag wurde auch die Stadt Holzminden vom Orkantief Friederike nicht verschont. Böen mit über 100 km/h trafen die Kreisstadt in den Mittagsstunden und bescherten der Feuerwehr einen äußerst arbeitsreichen Tag. Die am Feuerwehrhaus Wallstraße eingerichtete Führungsstelle verzeichnete rund 40 Schadensmeldungen. Auch eine Feuermeldung musste zwischenzeitlich abgearbeitet werden. Insgesamt war die Ortsfeuerwehr Holzminden mit acht Großfahrzeugen über sieben Stunden lang im Einsatz.

Um 12:32 alarmierte die Leitstelle in Hameln zunächst die Mittelschleife Brand der Ortsfeuerwehr Holzminden. In einem Bankgebäude in der Böntalstraße hatte die Brandmeldeanlage ausgelöst. Die ersteintreffenden Kräfte erkundeten sorgfältig und konnten nach nur acht Minuten Entwarnung geben. Es handelte sich um einen Fehlalarm.

Nur drei Minuten nach der Entwarnung erreichte die Leitstelle ein weiterer Notruf. An der Bleiche war ein großer Teil einer Kastanie abgebrochen und hatte ein Fahrzeug erheblich demoliert und mitsamt der Fahrerin unter sich begraben. Sofort wurden die Einsatzkräfte dorthin verlegt und zeitgleich die Mittelschleife TH ausgelöst, Kräfte vom Gerätehaus konnten sofort mit dem HLF 20/16 ausrücken. Bei Eintreffen des LF 20/16 war die Fahrerin bereits aus dem Fahrzeug gestiegen und wurde durch eine Einsatzkraft betreut, bevor der Rettungsdienst sie in Empfang nahm. Die Einsatzkräfte zerkleinerten den Baum mittels Motorkettensäge und räumten anschließend die Straße.

Nun traten weitere Einsatzstellen fast im Minutentakt auf. Einsatzleiter Michael Nolte ließ die ELW-Schleife nachalarmieren und am Gerätehaus in der Wallstraße eine Führungsstelle für die Einsatzleitung errichten. Diese nahm von der Leitstelle alle Schadensmeldungen für das Stadtgebiet entgegen, priorisierte diese und koordinierte die Einheiten. Im Verlauf des Einsatzes wurde die Großschleife nachalarmiert und somit Vollalarm für die Ortsfeuerwehr Holzminden gegeben. Acht Großfahrzeuge als selbstständige Einheiten sowie zwei Mannschaftstransportwagen mit Führungskräften für Erkundungs- und Führungsaufgaben wurden schließlich eingesetzt.

Im Ortsgebiet stürzten zahlreiche Bäume um und blockierten teilweise die Verkehrswege oder landeten auf Dächern angrenzender Gebäude. Neben dem bereits genannten Baum an der Bleiche stürzten weitere im Bereich der Riemenschneiderstraße, Sollingstraße, Bebelstraße, Pipping, Rumortalstraße, Heusingerstraße, Umgehung B 64, Allernbusch und Steinbreite um. Hier arbeiteten die Kameraden mit Motorkettensägen.

Weitere Baumschäden wurden aus den Straßen Über dem Gerichte, Bodenstraße, Altendorfer Straße, Meiernberg, Pippingsbusch, Bülte, Unter dem Kiekenstein und Wilhelmstraße gemeldet. Hier war nach fachlicher Lageerkundung durch die Feuerwehr kein Tätigwerden der Einsatzkräfte erforderlich bzw. waren die gemeldeten Schäden nicht auffindbar. Bei Baumschäden wurde die Feuerwehr nur tätig, wenn eine Gefahr von dem gefallenen Baum ausging. Gestürzte Bäume auf Privatgrundstücken ohne weitere Gefährdung zählen nicht zu den Aufgaben der Feuerwehr.

Der Sturm hinterließ auch an einigen Dächern seine Spuren. Im Bereich der Sollingstraße, Allersheimerstraße, Johannisstraße/Obere Straße, Fürstenbergerstraße und der Gartenstraße stürzten Ziegel und andere Teile der Dächer herab. Mehrfach musste die Drehleiter zur Erkundung oder Schadenbeseitigung eingesetzt werden. Teilweise war aufgrund der Windgeschwindigkeiten ein Einsatz der Drehleiter nicht möglich und den Einsatzkräften blieb nur die Möglichkeit, die betroffenen Bereiche ausreichend kenntlich zu machen und abzusperren.

Gegen 15:20 Uhr wurden die unwetterbedingten Einsätze plötzlich unterbrochen. Ein gemeldeter Wohnungsbrand im Heuweg wurde auf schnellstem Wege angefahren. Der Fahrzeugführer des ersteintreffenden LF 20/16 nahm umgehend die Erkundung auf. Schnell konnte Entwarnung gegeben werden. Bei dem Versuch den Kamin zu befeuern, hatte der starke Wind auf den Schornstein gedrückt und den Brandrauch in die Wohnung der meldenden Bewohnerin befördert. Ein bereits auf der Fahrt ausgerüsteter Atemschutztrupp musste nicht eingesetzt werden. Nach einer kurzen Nachkontrolle konnten die Einsatzkräfte sich wieder den Unwettereinsätzen im Ortsgebiet zuwenden.

Es wurden neben den Säge- und Sicherungsarbeiten auch einige Kontrollmaßnahmen durch die Feuerwehr durchgeführt. An einer Halle im Bereich der Schleifmühle lösten sich große Teile des Daches ab und drohten durch den Sturm davongetragen zu werden. Auch am Gebäude eines Discounters entstand ein Sturmschaden, tätig werden musste die Feuerwehr hier jedoch letztlich nicht. Eine umgeknickte Straßenlaterne in der Rumortalstraße musste durch die Feuerwehr gesichert werden, bis ein Elektriker die Gefahr entschärft hatte.

Ein erheblicher Einsatzschwerpunkt waren zudem die Sollingortschaften, welche zum Teil komplett abgeschnitten waren. Pendler und Schulkinder strandeten mit Bus und Auto, nicht zuletzt war die Notfallversorgung der Ortschaften gefährdet. Einsatzkräfte aus Holzminden wurden in Zugstärke zum Freischneiden der B 497 Richtung Silberborn eingesetzt. Hier kam auch ein Holztransporter mit seinem fahrzeugeigenen Kran zum Einsatz. Darüberhinaus übernahm der Holzmindener Einsatzleitwagen auch die Koordination der Einsätze für die Ortsfeuerwehren Neuhaus und Silberborn.

Längere Zeit waren mehrere Einheiten der Ortsfeuerwehr Holzminden zudem am südlichen Ortsausgang der L550 in Richtung Boffzen eingesetzt. Auch hier war der Verkehr durch mehrere, teils massive umgestürzte Bäume vollständig blockiert. Die Einsatzkräfte setzten auch hier mehrere Kettensägen ein und arbeiteten der Ortsfeuerwehr Boffzen entgegen, um die Straße wieder befahrbar zu machen.

Im weiteren Einsatzverlauf unterstützte die Feuerwehr zudem auch den Bauhof, indem Absperrmaterial und Schilder transportiert und aufgestellt wurden. Hierzu wurde auch ein Mannschaftstransportwagen der Werkfeuerwehr Symrise mit drei Einsatzkräften angefordert.

Im Gerätehaus wurde unterdessen Kaffee und Brötchen sowie Sitzgarnituren bereitgestellt, sodass die Einsatzkräfte sich während des über siebenstündigen Einsatzes zwischendurch kurzzeitig stärken konnten. Aufgrund des enormen Einsatzaufkommens im ganzen Landkreis wurde ein Funkkanalwechsel auf die Kanäle des Katastrophenschutzes durchgeführt.

Gegen 19:30 Uhr waren alle Einsatzstellen angearbeitet und die Fahrzeuge betankt und einsatzbereit am Standort. Die Sägen wurden gereinigt, der improvisierte Pausenraum in der Fahrzeughalle zurückgebaut.

Die Bilanz des Tages: Rund 36 Einsätze mussten allein von der Ortsfeuerwehr Holzminden abgearbeitet werden. Nach ersten Schätzungen des Forstamtes sind mehr als 100.000 Kubikmeter Holz dem Sturm im Solling zum Opfer gefallen. Das gesamte Ausmaß wird allerdings erst in den nächsten Tagen einzuschätzen sein. Viele der gesperrten Straßen blieben über Nacht gesperrt und werden nun nach und nach mit speziellem Gerät von den umgestürzten Bäumen befreit.

Fotos: G. Hartmann/P. Ostermann/J. Drescher/L. Schrader/P. Reck/K. Marquardt/T. Hauske/O. Jungermann

Kategorie: Einsätze-Fw-Holzminden
Von: G. Hartmann/J. Schwingel/L. Schrader