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Absturzstelle des amerikanischen Kampfflugezuges, Untere Hengstweide, Nähe Ludwig Ilse Weg (Foto: Ortschronik)

US Kampfflugzeug abgestürzt (08.11.1982)

Amerikanisches Kampflugzeug stürzte bei Neuhaus ab. 2 Tote.

Zunächst war es nur ein tieffliegendes Kampfflugzeug, welches am 8. November 1982 auf Neuhaus zuflog. Augenzeugen berichteten, dass das Flugzeug kurz vor dem Ort abdrehte und versuchte einen Bogen zu fliegen. Wenige Sekunden später streife es die Baumwipfel an der L549 in Richtung Silberborn. Kurz darauf hörte man zwei laute Knalle. Unmittelbar darauf sah man einen Rauchpilz bei den Hengstweiden aufsteigen.

Eine Schneise der Verwüstung hinterlies das Flugzeug als es in den Wald abstürzte. (Foto: TAH)
Ein schreckliches Bild boten die im weiten Umkreis zwischen L 549 und Dölmeweg verstreuten Trümmer der aus der Eifel stammenden amerikanischen Phantom. (Foto: TAH)

Feuerwehren waren schnell vor Ort

Der damalige Schulleiter der Grundschule in Neuhaus zögerte nicht lange und betätigte unmittelbar nach der Explosion den Sirenenalarm und alarmierte somit die Feuerwehr. Es dauert nicht lange und die ersten Kräfte der Feuerwehren Neuhaus, Holzminden und Bevern trafen mit 9 Löschgruppen- und Tanklöschfahrzeugen sowie mit 2 Einsatzleitwagen an der Unglücksstelle ein. Ihnen bot sich ein schrecklicher Anblick. Die Trümmerteile waren auf einem Kilometer Länge und einer Breite von knapp 300 Meter verteilt. Für die beiden Piloten, US Colonel Gerhard Linn und Captain Daniel Raichler kam jede Hilfe zu spät. 

Die Einsatzleitstelle vor Ort und im Hintergrund der Hubschrauber der Landespolizei. (Foto: TAH)
Der Hubschrauber der Rettungsstaffel, Hilfe kam buchstäblich aus allen Himmelsrichtungen. (Foto: TAH)
Ein Stabsarzt der mit der Rettungsstaffel eingeflogen wurde- doch für beide Piloten kam jede Hilfe zu spät. (Foto: TAH)

Ein Großaufgebot von Rettungskräften rückte an

Zu den Aufgaben der 56 Kameraden gehörte zunächst die entstandenen Wald- und Wiesenbrände zu bekämpfen. Unter der Leitung von Stadtbrandmeister Helmut Schneider waren die Brände schnell unter Kontrolle. Nachdem alle Brände gelöscht waren, sicherten die Kameraden das Gelände und sorgten dafür, dass die Funkverbindung zur Leitstelle in Holzminden gewährleistet war.

Unterstützung bekamen die Feuerwehren von der Polizei, die die Absperrmaßnahmen einleitete.

Wenig später trafen Kräfte der Heeresflieger der britischen Rheinarmee, der Rettungsstaffel der Bundeswehr, sowie Hubschrauber der niedersächsischen Landespolizei ein. Mit der Rettungsstaffel traf auch ein Stabsarzt der Bundeswehr ein. Die ersten Untersuchungen, und die Bergung der Piloten übernahmen zunächst die Heeresflieger aus Detmold und Soest, diese wurden später jedoch durch eintreffende Experten der US Airforce aus Gießen abgelöst.

Die Soldaten sorgten für eine hermetische Abriegelung des Absturzortes, da immer mehr Schaulustige sich ein Bild machen wollten.

Bis in die späten Abendstunden blieb die Kreisfeuerwehrbereitschaft des Landkreises Holzminden abrufbereit.

Zur Entlastung der eingesetzten Kräfte übernahmen die Soldaten des 1. Pionierbataillons aus Holzminden die Absperrmaßnahmen. 24 Stunden später wurde diese durch Bodeneinheiten der US Streitkräfte abgelöst.

Dieses Triebwerk, das unter anderem viel Aufmerksamkeit fand, wurde weit entfernt, unterhalb des Dölmeweges gefunden. (Foto: TAH)

Flugzeug brannte bereits in der Luft – Besatzung hatte keine Zeit zum Abspringen

Die Maschine des Typs Phantom F-4 befand sich in einem Manöver zusammen mit Fliegern der deutschen Luftwaffe und einigen britischen Jagdflugzeugen. Gegen 12:35 Uhr fing das aus nordwestlicher Richtung kommende Flugzeug von Colonel Linn bereits in der Luft Feuer. Um eine größere Katastrophe in Neuhaus zu verhindern, drehte er ab und schlug kurz darauf in der Nähe des heutigen Ludwig Ilse Weges ein. Dabei durchschlug die Maschine eine Steinmauer und ragte ein Dutzend Bäume um. Hätte Linn nicht abgedreht, hätte es Teile des Ortes und die Grundschule Neuhaus getroffen.


Die Abordnung aus dem US Fliegerhorst in der Eiffel. Zwischen Ortsbrandmeister Disse und Bürgermeister Schwerdtfeger Colonel Moon, der Ranghöchste der Delegation. (Foto: TAH)
Mehr Menschen als je zuvor nahmen an der Gedenkfeier am Denkmal am Teich teil. (Foto: TAH)
Das Denkmal an der Absturzstelle heute. (Foto: P. Duwe)

Ehrung und Gedenken

Die Kameraden der Feuerwehr Neuhaus wurden nach dem Unglück zur Airbase nach Spangdahlem in der Eiffel eingeladen. Dort wurde der damalige Ortsbrandmeister Harald Disse mit der höchsten Auszeichnung der dortigen Flugplatzfeuerwehr ausgezeichnet.

Am 14. November wurde am Volkstrauertag den beiden Soldaten gedacht. Pastor Broeker legt im Gottesdienst eine Schweigeminute ein und der Ortsbürgermeister Friedrich Schwerdtfeger meinte voller Hochachtung, dass die Neuhäuser US Colonel Linn und Captain Raichler nie vergessen würden, die durch ihr Handeln viele Menschenleben gerettet hatten.

Den darauf folgenden Ehrenzug zum Mahnmal in Neuhaus begleitete der Spielmannszug der Jugendfeuerwehr Holzminden. Insgesamt waren 40 Angehörige des 52. Kampffluggeschwaders, darunter auch die Familien der beiden Toten bei der Gedenkfeier anwesend und besuchten im Anschluss die Absturzstelle.


Heute steht nahe des Einschlagortes ein Denkmal.

Quellen:

  • Neuhaus im Solling- Geschichte & Geschichten (Ortschronik) von Ottfried Ruhlender, Seite 242

  • Täglicher Anzeiger Holzminden vom 09. , 10., 11. und 15. November 1982