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19.12.2013

Großbrand - 5 Züge eingesetzt: Brennt Dachstuhl in Holzminden (19.12.2013)

Einsatzstichwort: Feuer 3
Einsatzmeldung: Dachstuhlbrand
Einsatzort: Ernst-August-Straße, Holzminden
Alarmierte Schleifen: Drehleiter Holzminden, Mittelschleife TH Holzminden (durch Fehler in der Alarmierung)
Fahrzeuge: LF 20/16, DLK 23/12, HLF 20/16, ELW 2, TSF, SW 1000, LF 16-TS, RW 2, WLF m. AB-Sondergeräte, MTW, MTW, KdoW (Holzminden); TSF m. FwA-Transport (Mühlenberg); DLA (K) 23/12, TLF 3000, KdoW, LF 24, GW (Höxter); ELW 1, TLF 16/25, LF 8, MTW (Bevern); LF 8/6, LKW-Ölsperre, MTW (Stahle); LF 10, LF 8 (Lüchtringen); TSF-W (Albaxen); ELW 2, MZF, LF 16-TS (Stadtoldendorf); SW 1000 (Holzen); KdoW, TLF 30/20-55 (WF Symrise); MTW (WF O-I Glasspack); GW-L, GW-Verpflegung (FTZ HOL)
Eingesetzte Kräfte: 223 (gesamt); davon: 82 (Holzminden), 3 (Mühlenberg), 19 (Höxter), 24 (Bevern), 18 (Stahle), 27 (Lüchtringen), 6 (Albaxen), 16 (Stadtoldendorf), 3 (Holzen), 3 (WF Symrise), 1 (WF O-I Glasspack), 2 (FTZ Holzminden)
Alarmzeit: 18:55 Uhr

Bericht:
Am Donnerstagabend kurz vor 19 Uhr wurde die Feuerwehr Holzminden zu einem ausgedehnten Dachstuhlbrand in die Ernst-August-Straße in Holzminden alarmiert. Der Großbrand einer im Bau befindlichen Seniorenwohnanlage forderte den Einsatz von Feuerwehrkräften aus neun Orten der Landkreise Holzminden und Höxter. Verletzt wurde niemand. Im Umfeld der Einsatzstelle kam es durch umfangreiche Sperrungen zu erheblichen Verkehrsbehinderungen.

Mit dem Stichwort Dachstuhlbrand wurde am Abend zunächst die Ortsfeuerwehr Holzminden in die Ernst-August-Straße alarmiert. Parallel dazu informierte die gemeinsame Leitstelle der Landkreise Hameln-Pyrmont und Holzminden die Leitung der Feuerwehr Holzminden telefonisch, dass aufgrund technischer Probleme die Alarmierung über digitale Funkalarmempfänger nicht vollständig funktioniere.

Aufgrund der offensichtlich unvollständigen Alarmierungen wurde die Sirene auf dem Holzmindener Rathaus manuell ausgelöst. Neben Vollalarm für die Ortsfeuerwehren Holzminden und Mühlenberg wurden im Einsatzverlauf per Sirene auch die Ortsfeuerwehr Bevern sowie über die Leitstelle des Kreises Höxter die Feuerwehr Höxter mit Kräften des Löschzuges Kernstadt sowie der Löschgruppen Stahle, Lüchtringen und Albaxen alarmiert.

Trotz der fehlerhaften Alarmierung waren schnell die ersten Kameraden vor Ort. Ihnen bot sich ein gewaltiger Anblick: Auf der kompletten Länge des Gebäudes von knapp 30 Metern schlugen die Flammen meterhoch aus dem in Fertigbauweise errichteten Dachstuhl. Der Feuerschein war weithin über die Stadt sichtbar. Sofort wurde ein massiver Außenangriff vorgenommen. Mit mehreren C- und einem B-Rohr, einem mobilen Wasserwerfer sowie später zwei Wenderohren konnte ein Übergreifen der Flammen auf ein angrenzendes Gebäude verhindert werden.

Parallel dazu ging ein Trupp unter Atemschutz auf das aufgestellte Baugerüst vor, um im Dachstuhlbereich die Lage weiter zu erkunden und gezielter löschen zu können. Dabei wurde auf dem Baugerüst auch eine Gasflasche entdeckt, welche zunächst gekühlt und im weiteren Einsatzverlauf geborgen wurde. Da es Anzeichen für eine mögliche Durchzündung des Dachstuhls gab, bekamen die Atemschutzgeräteträger den Befehl, sich von dem Baugerüst zurückzuziehen und sich in Sicherheit zu bringen. Ein Innenangriff wurde später aufgrund akuter Einsturzgefahr abgebrochen.

Es wurden durch den Einsatzleiter, Holzmindens Ortsbrandmeister Michael Nolte, drei Einsatzabschnitte zur Gefahrenabwehr gebildet und eine entsprechende Kanaltrennung durchgeführt: Die Abschnitte 1 und 2 lagen auf der Vorderseite des Gebäudes. Dem Abschnitt 1 unter der Leitung von Zugführer Olaf Jungermann wurde neben dem LF 20 und TSF der Ortsfeuerwehr Holzminden die Drehleiter der Feuerwehr Höxter zugeordnet. Dem Zugführer Dieter Kumlehn unterstanden im Einsatzabschnitt 2 das HLF 20 und die Drehleiter der Ortsfeuerwehr Holzminden, der Rüstwagen sowie weitere Einheiten der Feuerwehr Holzminden zur Wasserversorgung.

Abschnitt 3 unter der Leitung von Holzmindens stv. Ortsbrandmeister Tobias Hauske bestand aus den Löschzügen 1 (außer der Drehleiter) und 2 der Feuerwehr Höxter sowie der Ortsfeuerwehr Bevern (mit Einsatzleitwagen zur Abschnittsleitung). Der Löschzug Höxter 1 übernahm dabei einen eigenen Einsatzabschnitt im rückwärtigen Gebäudebereich.

Aufgrund des Brandausmaßes war ein enormer Löschwasserbedarf zu decken. Neben Hydranten der Ernst-August- und der Sohnreystraße im unmittelbaren Einsatzbereich wurden durch die Kräfte des Abschnitts 3 auch Wasserversorgungen von Hydranten aus der Karlstraße, Böntalstraße und Dürrenstraße her aufgebaut. Der Abschnitt 2 richtete mit dem Holzmindener LF 16-TS, SW 1000 und WLF mit AB-Sondergeräte sowie dem Mühlenberger TSF eine Wasserentnahme aus offenem Gewässer von den Teichanlagen her ein. Das mit zwei TS entnommene Wasser wurde mit doppelter B-Leitung zur Einsatzstelle gefördert.

Nach gut eineinhalb Stunden war das Feuer unter Kontrolle. Da sich das Gebäude noch im Bau befindet und somit nicht bewohnt war, gab es glücklicherweise keine Verletzten. Es wurde mit den Nachlöscharbeiten begonnen. Hierbei kam es auch zu erheblichen Schwierigkeiten, da der hölzerne Dachstuhl höchst einsturzgefährdet war. Es wurde vom davorliegenden Balkon aus gearbeitet, die Räumlichkeiten mittels Wärmebildkamera auf versteckte Glutnester kontrolliert und diese dann gezielt abgelöscht. Teilweise wurde hierzu auch die Dämmung und die Verkleidung geöffnet.

Zur Koordinierung des Einsatzes der mehr als 220 Kräfte mit über 30 Fahrzeugen war auch der in Stadtoldendorf stationierte ELW 2 des Landkreises Holzminden vor Ort, welcher auch die Kommunikation der Einsatzleitung übernahm. Auch zahlreiche Rettungsdienstkräfte, unter anderem der Johanniter-Unfallhilfe, waren zur Absicherung des Einsatzes vor Ort. Ein vierter Einsatzabschnitt kümmerte sich um die Logistik. Die Polizei sperrte das Umfeld der Einsatzstelle weiträumig ab, es kam zu Verkehrsbehinderungen.

Um für eventuell auftretende Paralleleinsätze gewappnet zu sein, wurde die Werkfeuerwehr der Firma Symrise mit einem KdoW und einem Tanklöschfahrzeug alarmiert und blieb in Bereitschaft. Somit war in Holzminden zu jeder Zeit ein Grundschutz sichergestellt. Im Bereitstellungsraum befanden sich ferner das LF 16-TS Stadtoldendorf und der vorsorglich zur Wasserversorgung alarmierte zweite SW 1000 des Landkreises Holzminden aus Holzen.

Die Kreisfeuerwehr sorgte für die Versorgung der Einsatzkräfte mit Getränken und Speisen, indem in den Räumen der Tagespflege eine Verpflegungsstelle eingerichtet wurde.

Aufgrund der technischen Störungen in der digitalen Alarmierungstechnik befanden sich die Ortsfeuerwehren Neuhaus im Solling und Silberborn ebenso wie alle weiteren Stützpunktfeuerwehren des Landkreises und auch die Werkfeuerwehren in Bereitschaft an ihren Gerätehäusern. Gegen Mitternacht kam von der Leitstelle in Hameln dann die Entwarnung – der Fehler konnte ausfindig gemacht und behoben werden.

Die Nachlöscharbeiten zogen sich bis in die frühen Morgenstunden hin. Gegen Mitternacht konnte der Kräfteeinsatz deutlich zurückgefahren werden. Eine nächtliche Brandsicherheitswache von 12 Kameraden unter Leitung eines Zugführers wurde eingerichtet. Hierbei wurden zwei Schichten gebildet. Die Kameraden kontrollierten den Dachstuhl regelmäßig auf weitere Glutnester um ein erneutes Ausbrechen des Feuers sicher ausschließen zu können.

Der Einsatz war erst gegen 8.30 Uhr, nach fast 14 Stunden, beendet. Einsatzleiter Nolte lobte abschließend die gute Zusammenarbeit aller Einheiten bei dieser kritischen Einsatzlage. Eine besondere Schwierigkeit sei der Ausfall der Alarmierung gewesen, wodurch auch die -gemessen an der Lage - ungewöhnliche hohe Kräftezahl begründet sei. „Zum Glück sind keine Menschen zu Schaden gekommen“, so Nolte.

Der zeit-, personal und materialintensive Einsatz zog noch umfangreiche logistische Nachbereitungen nach sich, welche bereits während der späteren Einsatzphase begannen. Vor allem große Mengen benutzter und verdreckter Schläuche sowie die eingesetzten Atemschutzgeräte müssen nun gereinigt und geprüft werden.

Die Polizei nahm bereits während des Einsatzes Ermittlungen zur Brandursache auf und beschlagnahmte dazu die gesamte Brandstelle. Vor Ort waren auch Kräfte der Stadtwerke, des Stromnetzbetreibers E.on sowie Bürgermeister Daul, der den Einsatzkräften seinen Dank aussprach.

 

Fotos: T. Jander/T. Schwingel/T. Kube/L. Schwingel/J. Drescher/M. Stahlmann/O. Jungermann

Kategorie: Einsätze-Fw-Holzminden, Einsätze-Fw-Mühlenberg, Einsätze-Fw-Neuhaus, Einsätze-Fw-Silberborn
Von: J. Schwingel/G. Hartmann