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13.06.2013

Holzmindener erneut mit der KFB an der Elbe zur Deichverteidigung im Einsatz (13.06.2013)

Die Kreisfeuerwehrbereitschaft (KFB) des Landkreises Holzminden wurde am späten Montagabend, 10.06.2013, erneut zum Hochwassereinsatz in die überfluteten Elbregionen alarmiert.

Um 22:48 Uhr wurden die Einsatzkräfte zu ihren Gerätehäusern alarmiert, um ihre Einsatzbereitschaft herzustellen und sich anschließend an den Sammelplätzen zur Abfahrt des Verbandes zu treffen. Gegen 0:30 Uhr am Dienstag rückte die KFB mit einer Gesamtstärke von rund 185 Kräften und mehr als 40 Fahrzeugen ab. Die Züge 1 bis 3 trafen sich in Eschershausen auf dem Sammelplatz am Anger und rückten von dort aus, sie waren zur Deichsicherung und -verteidigung auf mehreren Kilometern vorgesehen.

Der vierte Zug unter der Führung des Holzmindener Zugführers Dennis Winter rückte vom Gelände der FTZ in Holzminden aus. Neben Einheiten der JUH zur sanitäts- bzw. rettungsdienstlichen Absicherung, wurde ihm auch ein LKW des DRK mit Feldbetten unterstellt. Mit einer Gesamtstärke von 1/65 sollte der 4. Zug als Feldlagerbetriebszug den weitgehend autarken Einsatz der KFB gewährleisten. Daher wurden u.a. auch die Dekon-Einheit des ABC-Zuges mit Duschzelten und auch ein Toilettenwagen mitgeführt. Außerdem wurden Zelte als Unterkunft für alle Einheiten mit in den Einsatz genommen.

Von der Feuerwehr Holzminden sind das LF 8 aus Neuhaus (1. Zug) sowie ein MTW aus Holzminden und der landkreiseigene SW 1000 (beide 4. Zug) in der KFB vertreten. Wie beim letzten Hochwassereinsatz der KFB wurde auch dieses mal der von der Ortsfeuerwehr Holzminden besetzte RW 2 des Landkreises mit angefordert (4. Zug). Zusätzlich wurden diesmal auch der MTW aus Neuhaus sowie der Zeltanhänger der JF mitgeführt.

Das Kontingent der Feuerwehr Holzminden umfasste 18 Kameraden, darunter neun aus Holzminden, acht aus Neuhaus sowie einer aus Silberborn.

Im motorisierten Marsch ging es gen Nordosten. Ein erster technischer Halt wurde 2 Uhr in Wülferode eingelegt, ein weiterer gegen 5 Uhr wieder auf dem Truppenübungsplatz Munster. Gegen 7 Uhr befand sich die Kreisbereitschaft im Bereich Lüneburg. Ohne Ausfälle war bald darauf der Zielort erreicht. Hier bewährte sich die gute Vorerkundung durch das Vorauskommando.

Einsatzort waren auch diesmal wieder die rechtselbischen Bereiche Niedersachsens mit dem Bleckeder Ortsteil Neu Bleckede sowie der Gemeinde Amt Neuhaus. Untergebracht wurde die KFB Holzminden am Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr im Amt-Neuhäuser Ortsteil Niendorf, rund 10 Kilometer Luftlinie vom Einsatzort, wo die Kameraden ihr Zeltlager aufschlugen. Die Verpflegung wurde dort fast ausschließlich durch die kreiseigene Versorgungsgruppe gewährleistet.

Aufgabe am Dienstag war es, einen Deichabschnitt ab der Landesgrenze mehrere Kilometer stromaufwärts zu sichern, indem er mit Sandsäcken um ca. 30 cm erhöht wurde. Da der Deich nicht mit Fahrzeugen befahren werden durfte, um ihn nicht zu beschädigen und dadurch zu schwächen, mussten die Sandsäcke per Muskelkraft auf den Deich geschafft werden.

Um langfristig durchzuhalten wurde ein Schichtbetrieb eingerichtet. Vom Vormittag an bis ca. 20:00 Uhr am Abend arbeiteten jeweils der 1. und 2. sowie der 3. und 4. Zug im Wechsel in vierstündigen Schichten bei strahlendem Sonnenschein und nach einer durchgefahrenen Nacht.

Die KFB Holzminden arbeitete in ihrem Abschnitt zusammen mit hunderten weiteren Kräften, u.a. der KFB Harburg, der Feuerwehr Hamburg, verschiedener Werkfeuerwehren und der Forst. Auch freiwillige Helfer aus der Bevölkerung unterstützen die Einsatzkräfte. Zur Aufgabe der KFB gehörte es auch, eine Sandsackfüllstelle zu betreiben. Um die Sandsäcke zu transportieren wurden verschiedenste Fahrzeuge eingesetzt und auch auf dem Wasserweg werden diese zum Deich transportiert.

In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch konnte die Mannschaft der KFB Holzminden ruhen, bevor sie um 6:00 Uhr geweckt wurde. Ab 8 Uhr wurden der 1. und der 2. Zug wieder am Deich eingesetzt. Dort stand nun weniger die Deicherhöhung als vielmehr die Deichverteidigung bzw. die Vorbereitung dazu im Mittelpunkt. Es wurden Sandsackreserven für ein schnelles Eingreifen direkt am Deich angelegt. Auch der 3. und der 4. Zug sollten hier eingesetzt werden. Vielerorts gab es bereits Sickerstellen.

Vor Arbeitsantritt war sogar noch kurz Zeit für zwei Beförderungen durch Kreisbrandmeister Hans-Hermann Brandt: Dennis Winter (Feuerwehr Holzminden, Ortsfeuerwehr Holzminden), Zugführer des 4. Zuges, wurde zum Löschmeister befördert. Der Zugführer des ABC-Zuges, Ralph Schöckel (Feuerwehr Holzminden, Ortsfeuerwehr Neuhaus) wurde zum Brandmeister befördert.

Gegen 9:30 Uhr wurde der Rüstwagen alarmmäßig an die Elbe gerufen. Die dortigen Kräfte des 1. und 2. Zuges hatten einen im Wasser treibenden Rehbock ausgemacht. Mit dem mitgeführten Schlauchboot konnte die Holzmindener Rüstwagenbesatzung das hilflose Tier schnell aus dem viele Meter breiten Strom retten und an den Deich bringen. Der Rehbock schüttelte sich kurz und hüpfte dann davon um sich zunächst in den angrenzenden Wiesen etwas Ruhe zu gönnen.

Am frühen Mittwochnachmittag war absehbar, dass die Holzmindener KFB einen neuen Einsatzauftrag und -abschnitt zugewiesen bekommen sollte. Durch Deichbrüche in Sachsen-Anhalt und Polderflutungen in Brandenburg wurden an der Elbe in Norddeutschland weniger hohe Pegel erwartet als teilweise zunächst angenommen. Gleichzeitig ging man jedoch davon aus, dass die Höchststände dadurch länger anhalten. Und schon so lagen die Pegel oberhalb von allen jemals dort gemessenen Hochwasserständen.

Der neue Einsatzort lag im Bereich der Amt-Neuhäuser Ortschaft Kaarßen, rund 20 Kilometer stromaufwärts vom bisherigen Einsatzort und rund 15 Kilometer südöstlich des Feldlagers, das in Niendorf weiter bestehen blieb. Zunächst wurde der neue Einsatzort von einem Vorauskommando erkundet. Die extrem belasteten Deiche wurden hier von Deichläufern regelmäßig und penibel überwacht.

Aufgabe der KFB Holzminden war es nun, rund um die Uhr eine Eingreifbereitschaft in Zugstärke bereitzustellen. Diese konnte im Notfall von den Deichwächtern sofort alarmiert werden und dann mit den bereit stehenden Sandsäcken Erstmaßnahmen an Schwachstellen im Deich ergreifen. Die übrigen Züge wurden unterdessen am Zeltlager in Bereitschaft gehalten, die Züge lösen sich im Schichtbetrieb ab.

Am Mittwochabend wurde aufgrund der angespannten Situation ein strenges Betretungsverbot für alle Deiche im Einsatzgebiet ausgesprochen. Durch die ständige und anhaltende Belastung durch die Wassermassen bestand ernsthafte Bruchgefahr. Am späten Abend meldeten die Einsatzkräfte verstärkt Probleme mit durchsickerndem Wasser.

Am Donnerstag zeichnete sich ab, dass der Einsatz der KFB im Schadengebiet nicht mehr erforderlich sein würde. Andere Einheiten hatten die Einsatzstelle der Holzmindener KFB übernommen und führten den Auftrag fort. Um ca. 14:00 Uhr machte sich die KFB auf den motorisierten Rückmarsch ins Kreisgebiet. Gegen 18:15 Uhr wurde Wülferode erreicht, gegen 20:30 Uhr waren die Holzmindener Kräfte wieder an ihren Standorten.

Dort angekommen musste noch die Einsatzbereitschaft der Fahrzeuge wiederhergestellt werden. Dazu gehörte es auch, das TSF, welches als Ersatz für das LF 8 in Neuhaus stationiert war, wieder nach Holzminden zu überführen. So endete binnen einer Woche der zweite Einsatz in der Geschichte der KFB Holzminden überhaupt. Beide Einsätze beinhalteten neben der kräftezehrenden Arbeit für alle Beteiligten auch eine Menge eindrucksvoller Erfahrungen.

Der Dank der Anwohner der betroffenen Gebiete ist der Lohn der Einsatzkräfte, der sie auch ein wenige stolz auf das Geleistete sein lässt.
 

Allgemeine Info:

Bereits am Mittwoch, den 5. Juni, war die Holzmindener KFB zum Hochwassereinsatz alarmiert worden und verlegte am 6. Juni in das Einsatzgebiet. Über Nacht hatten die Kräfte dort rund 14.000 Sandsäcke gefüllt und zum Teil verbaut.

Nach Abschluss des Einsatzauftrages und der Rückkehr ins Kreisgebiet am Freitagabend, 7. Juni, war die KFB bereits am Wochenende wieder in Voralarm versetzt worden, da die Lage an der Elbe noch immer äußerst angespannt war. Dies galt besonders für Sachsen-Anhalt sowie die Norddeutschen Elbanrainer Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.

Mancherorts waren Deiche gebrochen, andernorts wurde dies unter hohem Personalaufwand noch zu verhindern versucht. Einheiten von Feuerwehr, Hilfsorganisationen und Technischem Hilfswerk aus dem gesamten Bundesgebiet waren im Einsatz. Aufgrund der kräftezehrenden Einsatzbedingungen müssen sich die Einheiten auch immer wieder gegenseitig ablösen.

In Norddeutschland waren nach Entspannung der Lage keine flächendeckenden Schäden durch das Elbehochwasser zu verzeichnen.

Fotos: P. Duwe/L. Schrader/D. Winter/G. Hartmann;
Karte: GoogleEarth

Kategorie: Einsätze-Fw-Holzminden, Einsätze-Fw-Neuhaus, Einsätze-Fw-Silberborn
Von: J. Drescher/J. Schwingel