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11.08.2013

'Helfer helfen Helfern': Spendenübergabe in Schönhausen (Elbe) (11.08.2013)

"Habt Dank für diese tolle Idee, für euer Werben um Spenden, für diese großartige Aktion", mit diesen Worten brachte Stendals Kreisbrandmeister Dr. Ringhard Friedrich in seiner Begrüßung seinen Dank an die Holzmindener Feuerwehrkameraden zum Ausdruck.

Unter dem Motto "Helfer helfen Helfern" hat die Feuerwehr Holzminden Spenden für vom Hochwasser betroffene Kameraden gesammelt. Und mehr als 15.000 Euro sind während der knapp sechs Wochen dauernden Aktion zusammengekommen. Zahlreiche Feuerwehren, Bürger, Betriebe und Institutionen haben Spenden beigetragen. Nun wurden die gesammelten Gelder direkt vor Ort überreicht.

Holzmindens Stadtbrandmeister Manfred Stahlmann, Ortsbrandmeister Michael Nolte und Kassierer Holger Großkopf von der Ortsfeuerwehr Holzminden sowie Kreisbrandmeister Hans-Hermann Brandt und Kreisbereitschaftsführer Thomas Planke waren am frühen Morgen nach Sachsen-Anhalt aufgebrochen. Die Kreisfeuerwehr hatte die Spendenaktion unterstützt und die Kreisbereitschaft war zweimal an den Niedersächsischen Elbabschnitten im Hochwassereinsatz.

Während im Norden Deutschlands flächendeckende Schäden weitgehend ausgeblieben sind bzw. verhindert werden konnten, traf es vor allem Sachsen-Anhalt mit voller Wucht. Über den Kreisfeuerwehrverband, den Landesfeuerwehrverband Niedersachsen und den Landesfeuerwehrverband Sachsen-Anhalt konnte im Rahmen der Spendenaktion der Kontakt in den Landkreis Stendal geknüpft werden.

16 betroffene Kameraden im dortigen Schönhausen (Elbe), das zur Verbandsgemeinde Elbe-Havel-Land gehört, waren als Empfänger ausgewählt worden. Die 2000-Einwohner-Gemeinde war vom Deichbruch im nur fünf Kilometer entfernten Fischbeck massiv betroffen. Bewusst hatte man sich im Rahmen der Spendenaktion für einen Ort etwas abseits der großen medialen Aufmerksamkeit entschieden.

In Schönhausen gab es nach der Ankunft zunächst eine Zusammenkunft am dortigen Feuerwehrgerätehaus. Begrüßt wurde die Holzmindener Delegation unter anderem von stv. Landrat Sebastian Stoll, Verbandsgemeindebürgermeister Bernd Witt, Landesbrandmeister Nord Michael Geffers und dem Vorsitzenden des LFV Sachsen-Anhalt Lothar Lindecke. Im Mittelpunkt standen natürlich die Schönhausener Kameraden unter der Leitung von Wehrleiter Karl-Heinz Pick. Nach einigen kurzen Ansprachen wurden die Schecks überreicht.

Anschließend bestand bei einem gemeinsamen Kaffeetrinken die Möglichkeit zum Austausch mit den Hochwasserbetroffenen. Zunächst wurden der Verlauf und die Auswirkung des Hochwassers dargestellt. Mit unvorstellbaren 1000 Kubikmetern pro Sekunde (!) schoss das Wasser nach dem Deichbruch ins Hinterland. Trotz der erheblichen Schäden sind die Kameraden vor Ort froh, dass niemand von ihnen im Einsatz an Leib und Leben zu schaden kam.

In teilweise sehr persönlichen Gesprächen schilderten die Schönhausener die Auswirkungen des Hochwassers. Während sie selbst im Hochwassereinsatz waren und dabei erfolgreich zu sein schienen, brach bei Fischbeck der Deich und die Wassermassen breiteten sich unaufhaltsam ins Hinterland aus. Lediglich ihre Familien und ein paar Habseligkeiten konnten noch gerettet werden. Dann mussten sie den Wassermassen hilflos zusehen – ein traumatisches Erlebnis.

Die spürbare Ergriffenheit der Kameraden über die Hilfsbereitschaft aus dem fernen Holzminden, das vorher keine besondere Beziehung zu dem Hochwassergebiet oder der dortigen Feuerwehr hatte, hat die gesamte Delegation sehr bewegt. Über das Materielle hinaus ist es so mit dieser Hilfsaktion gelungen, ein Zeichen der kameradschaftlichen Solidarität zu setzen, Ländergrenzen übergreifend und getreu dem Motto "Helfer helfen Helfern".

Stellvertretend für alle hochwassergeschädigten Kameraden besuchten die Gäste das Wohnhaus von Henry und Kirsten Wiggert. Mehr als Brusthoch hat das Wasser im Haus der vierköpfigen Familie gestanden. Nun ist das gesamte Haus ausgeräumt, Putz und Fußboden sind entfernt, noch immer laufen die Trocknungsgeräte im Haus.

Bis Weihnachten hofft die Familie wieder in ihr Haus einziehen zu können. – Angesichts dessen was bis dahin noch zu tun ist, für viele schwer vorstellbar. Noch türmen sich die Schuttberge an den Straßen im Ort. Es waren bedrückende Bilder, die sich den Holzmindenern boten. Vielen Betroffenen fiel es noch immer schwer über das Erlebte zu reden. Das persönliche Leid aber auch der Durchhaltewille der Menschen vor Ort hat alle Anwesenden tief beeindruckt.

Anschließend konnte auch das Umland besichtigt werden, darunter auch die wiederverschlossene Bruchstelle im Deich bei Fischbeck. Selbst im 20 Kilometer vom Deichbruch entfernten Klietz wurden vom Hochwasser Brücken unterspült und so schwere Schäden verursacht. Betroffen gemacht hat die Holzmindener auch die Aussage, dass die Gemeinde durch das Hochwasser bereits rund 100 Abmeldungen von Einwohnern zu verzeichnen hat, die den Neuanfang nicht in ihrem bisherigen Wohnort wagen wollen.

Tief bewegt und mit vielen Eindrücken aber auch dem Gefühl, etwas gutes getan zu haben, kehrte die Delegation am späten Nachmittag schließlich heim nach Holzminden.
 

Positives Resümee der Spendenaktion

Die Übergabe der Spenden stellt den Abschluss der Hochwasserhilfsaktion "Helfer helfen Helfern" dar. Zeit für Stadtbrandmeister Manfred Stahlmann ein Fazit zu ziehen: "Zuallererst freue ich mich über die sehr gute Unterstützung in den Orts- und Werkfeuerwehren der Stadt Holzminden sowie aus dem gesamten Landkreis." Es sei gelungen ein Zeichen der Menschlichkeit zu setzen, so der Initiator der Hilfsaktion zufrieden.

"Wir haben nicht tatenlos zugesehen, sondern einen Beitrag zur Aufbauhilfe geleistet." Auch die Idee einer unbürokratischen Soforthilfe sei genau die richtige gewesen. Stahlmann: "Ich möchte allen danken, die uns unterstützt und gespendet haben!" Der Stadtbrandmeister und die Unterstützer der Hilfsaktion sind sich sicher, genau das richtige zur richtigen Zeit getan zu haben.

Kategorie: Aktuelles-Fw-Holzminden, Aktuelles-Fw-Neuhaus, Aktuelles-Fw-Silberborn, Aktuelles-Fw-Mühlenberg
Von: J. Schwingel
Fotos: H. Großkopf/J.-P. Hempel