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17.05.2011

Bombenentschärfung in Holzminden - 10.000 Personen evakuiert (17.05.2011)

Einsatzstichwort: Bombenfund, Evakuierung der Innenstadt
Einsatzort: Holzminden
Funkkreise: Vollalarm für die Stadtfeuerwehr
Fahrzeuge: Alle Fahrzeuge der Stadtfeuerwehr
Eingesetzte Kräfte: Holzminden: 86; Silberborn: 13; Mühlenberg: 2; Neuhaus: 19
Uhrzeit/Dauer: ab ca. 10:00 Uhr

Bericht:
Am späten Montagnachmittag war bei Baggerarbeiten auf dem Gelände eines zwischen der Bahnhof- und der Fürstenbergerstraße gelegenen Lebensmittelmarktes ein metallischer Gegenstand gefunden worden. Wie sich herausstellte handelte es sich um eine amerikanische Fünf-Zentner-Bombe aus dem 2. Weltkrieg. Da es für eine Evakuierung am Montag bereits zu spät war, wurde die Bombe über Nacht vor Ort gesichert.

Am Dienstagmorgen kamen die verantwortlichen Führungskräfte von Stadt und Polizei zu einer Besprechung zusammen. Es wurde ein Führungsstab im Gebäude der Polizeiinspektion Holzminden eingerichtet. Von Seiten der Feuerwehr war hier Stadtbrandmeister Helmut Schneider vertreten. Als Meldekopf und zentrale Koordinierungsstelle wurde hier der in Stadtoldendorf stationierte ELW 2 des Landkreises Holzminden mit dem TEL-Stab eingesetzt.

Es wurde ein Sicherheitsradius von 1000 Metern um die Fundstelle herum festgelegt. Für die Entschärfung durch den Kampfmittelbeseitigungsdienst der Polizei musste dieser Bereich, in dem zirka 10.000 Menschen leben und arbeiten, vollständig evakuiert werden.

Die federführende Polizei unter der Einsatzleitung von Polizeirat Michael Weiner entschied, dass die Feuerwehr die Evakuierung unterstützt. Deshalb wurde frühzeitig per Mobiltelefon-Alarmruf ein Voralarm für die gesamte Ortsfeuerwehr ausgelöst. Um ca. 12.15 Uhr wurde dann per Meldeempfänger Vollalarm für die Ortsfeuerwehr Holzminden ausgelöst.

Die Kameraden unterstützen zwei Hundertschaften der Polizei bei der Evakuierung. Dazu wurde das betroffene Gebiet in fünf Bereiche eingeteilt, denen jeweils eine verstärkte Gruppe der Feuerwehr und ein Zug der Bereitschaftspolizei zugeordnet wurden. Ab ca. 13 Uhr gingen die Kräfte von Tür zu Tür und informierten die Bewohner über die bevorstehende Räumung. Mit RW 2, MTW, ELW Silberborn, LF 20 und LF 16-TS wurden zudem zur Information der Bevölkerung Durchsagen in den Bereichen gemacht. Bei diesen Aufgaben unterstützten auch die Kameraden aus Silberborn und Mühlenberg. 

Zusätzlich musste während dieser Tätigkeiten der Grundschutz gewährleistet werden. Dazu stand ein Grundschutz-Zug bestehend aus KdoW, HLF, DLK, TLF und WLF m. AB-Sondergeräte inklusive Besatzungen bereit. Da auch das Holzmindener Gerätehaus in der Sperrzone stand, befanden sich die Abschnittsleitungen "Feuerwehr" (geführt durch den ELW Holzminden) und "Krankentransport" (geführt durch den ELW der Feuerwehr Bevern) an der Feuerwehrtechnischen Zentrale am Dammbruch.

Neben Wohnvierteln mussten auch zwei Großbetriebe teilweise und ein Pflegeheim in der Stadt vollständig evakuiert werden. Hinzu kamen zahlreiche weitere Personen mit Einschränkungen, die sich über das Bürgertelefon im Rathaus meldeten oder von Polizei und Feuerwehr in ihren Wohnungen angetroffen wurden. Im Laufe der Evakuierung wurden so rund 500 Krankentransporte (davon 187 sitzend) notwendig. Aus diesem Grund wurden Sanitäts- und Rettungsdiensteinheiten aus den Landkreisen Holzminden, Höxter, Hameln-Pyrmont, Northeim, Hildesheim und Göttingen angefordert. Zusammen rund 50 Fahrzeuge mit ca. 150 Einsatzkräften.

Die Stadt richtete mehrere Notunterkünfte ein. Haupt-Ausweichunterkunft war das Schulzentrum Liebigstraße (Sporthalle), wohin auch die hilfebedürftigen Personen gebracht wurden. Um sie kümmerten sich Einheiten des Sanitäts- und Betreuungsdienstes zum Einsatz kamen. In der Medem-Kaserne der Bundeswehr, auf dem Parkplatz Firma Stiebel Eltron und im Technikzentrum der Berufsbildenenden Schulen gab es weitere Notunterkünfte.

Die Entschärfung war für 18.00 Uhr geplant, verschob sich aber aufgrund der unerwartet hohen Zahl von Krankentransporten. Kurz vor 19 Uhr war das Gebiet evakuiert und die Einsatzkräfte konnten sich zurückziehen.

Zur Sicherstellung des Brandschutzes während der Entschärfung gingen die Kräfte der Feuerwehr an den Grenzen des Absperrbereiches in Bereitstellung. Je ein Zug der Feuerwehr Holzminden nahm in der Nordstraße bzw. an der Kreuzung Fürstenberger Straße/Dr.-Stiebel-Straße Aufstellung. Zur Unterstützung der Ortsfeuerwehr war auch die Werkfeuerwehr Symrise mit einem Zug in Bereitschaft. Die Ortsfeuerwehr Neuhaus ging am Gerätehaus in Bereitstellung, um den Brandschutz in den Sollingortschaften zu sichern.

Der Blindgänger konnte schließlich erfolgreich unschädlich gemacht werden, sodass um 19.42 Uhr Entwarnung gegeben und die Evakuierung aufgehoben werden konnte.

Kategorie: Einsätze-Fw-Holzminden, Einsätze-Fw-Neuhaus, Einsätze-Fw-Silberborn, Einsätze-Fw-Mühlenberg
Von: J. Schwingel, T. Stahlmann