Sie sind hier: Startseite. » Holzminden. » Einsätze.
28.12.2018

Wohnungsbrand in der Altstadt: Menschenrettung über tragbare Leitern (28.12.2018)

Einsatzstichwort: FEU Wohnung
Einsatzmeldung: - / 1. Nachalarm - zwei Personen eingeschlossen - am Fenster
Einsatzort: Oberbachstraße, Holzminden
Alarmierte Schleifen: Mittelschleife Brand / Großschleife Holzminden
Fahrzeuge: LF 20/16, HLF 20/16, TLF 24/50, ELW 1, LF 8/6, MTW-EL, SW-KatS, LF 16-TS, RW, MTW m. FwA-Transport, WLF m. AB-Sondergeräte u. AB-Mulde; DLA(K) 23/12 (Höxter); HAB 23/12, ELW 1, MTW (Stadtoldendorf);
Eingesetzte Kräfte: 58 (Holzminden), 3 (Höxter), 8 (Stadtoldendorf)
Alarmzeit: 23:39 Uhr

Bericht:
Am späten Freitagabend alarmierte die Leitstelle in Hameln die Mittelschleife Brand der Ortsfeuerwehr Holzminden in die dicht bebaute Altstadt. Hier sollte es in einer Wohnung im ersten Obergeschoss zu einem Brand gekommen sein. Bereits auf der Anfahrt teilte die Leitstelle den Kräften des LF 20/16 mit, dass diese Meldung bestätigt sei und dass sich noch zwei Personen in der Wohnung befänden.

Sofort nach dem Eintreffen ging der Fahrzeugführer mit einem Trupp unter Atemschutz zur Rückseite des Gebäudes vor. Aus einem Fenster im ersten Obergeschoss drang dichter Rauch, zwei Personen standen am Fenster und riefen um Hilfe. Damit eine Steckleiter an das betroffene Fenster angestellt werden konnte, mussten mehrere Tore gewaltsam geöffnet werden. Auch ein Metallzaun wurde mit Muskelkraft aus dem Weg geräumt, sodass schließlich die tragbare Leiter zum Einsatz kommen konnte.

Sofort stieg eine Einsatzkraft unter Atemschutz zu den Personen nach oben. Da das Fenster sehr klein und mit zwei Personen besetzt war, blieb der Atemschutzgeräteträger vor dem Fenster auf der Leiter und wirkte beruhigend auf die in Panik geratenen Bewohner ein. Parallel dazu brachten die Einsatzkräfte am Boden eine zweite Steckleiter in Stellung, über die dann die Rettung der Personen erfolgen sollte. Durch den ersten Angriffstrupp wurden beide Patienten mit Brandfluchthauben ausgestattet, um ein weiteres Einatmen der giftigen Brandgase zu reduzieren.

Da beide Personen körperlich eingeschränkt waren, gestaltete sich die Rettung über die Leiter sehr umständlich. Parallel zum Leitereinsatz ging daher ein weiterer Atemschutztrupp über den Hauseingang in die Wohnung vor, um die Menschenrettung zu unterstützen. Noch bevor der Trupp die Bewohner erreichen konnte, war jedoch die Rettung über die Leiter erfolgreich. Beide Bewohner wurden mit schweren Rauchgasvergiftungen dem Rettungsdienst übergeben. Über die Steckleiter konnte im selben Zug auch ein Dackel gerettet werden. Der zweite Angriffstrupp ging währenddessen zur Brandbekämpfung über.

Da ein erhöhter Bedarf an Atemschutzgeräteträgern schnell erkannt wurde, wurde neben den Hubettungsfahrzeugen aus Höxter und Stadtoldendorf auch die Großschleife der Ortsfeuerwehr Holzminden nachalarmiert. Somit war die Ortsfeuerwehr mit allen verfügbaren Kräften im Einsatz. Die Wasserversorgung wurde durch das Hydrantennetz in der Innenstadt sowie der Neuen Straße sichergestellt. Die Drehleiter aus Höxter ging auf der Gebäuderückseite in Stellung, um hier einen weiteren Fluchtweg für die eingesetzten Kräfte zu schaffen und das Dach zu kontrollieren.

Nachdem das Feuer im vorderen Gebäudeteil des Wohn- und Geschäftshauses gelöscht werden konnte, gingen mehrere Atemschutztrupps nacheinander in die Wohnung vor, da hier eine enorme Brandlast anzutreffen war. Durch das Wechselladerfahrzeug wurde eine Mulde zur Einsatzstelle nachgeführt, um das Brandgut aufzunehmen. Die eingesetzten Trupps kamen mehrfach zum Einsatz. Im Verlauf der Ausräumarbeiten wurden noch etliche weitere Hunde gerettet. Die Tiere wurden an eine zur Einsatzstelle beorderte Tierärztin übergeben. Für vier weitere Hunde sowie vier Katzen kam leider jede Hilfe zu spät, sie überlebten den Brand nicht. Im Einsatzverlauf mussten mehrere Einsatzkräfte vom anwesenden Rettungsdienst der Johanniter begutachtet werden, da sie von in der Wohnung befindlichen Tieren gebissen worden waren.

Durch den Teleskopmast der Ortsfeuerwehr Stadtoldendorf wurde die in der Oberbachstraße aufgehängte Weihnachtsbeleuchtung demontiert, um das Dach kontrollieren zu können und die Ausräumarbeiten zu erleichtern. Mehrmals überprüften die Einsatzkräfte die Wohnung nach weiteren Tieren. Auch Glutnester wurden mittels Wärmebildkamera aufgespürt und abgelöscht. Um den Bedarf an Atemschutzgeräten abdecken zu können, lieferten Mitarbeiter der Feuerwehrtechnischen Zentrale des Landkreises fertige Atemschutzgeräte an die Einsatzstelle.

Nachdem die Wohnung vom Brandrauch befreit worden war und keine weiteren Glutnester mehr ausfindig gemacht werden konnten, wurden die Hubrettungsfahrzeuge durch Einsatzleiter Michael Nolte aus dem Einsatz entlassen. Die weiteren Aufräumarbeiten zogen sich bis in die frühen Morgenstunden hin. Diese verlangten den Feuerwehrkräften einiges ab. Inklusive Nachbereitung am Gerätehaus dauerte der Einsatz mehr als fünf Stunden an. Die Brandursache war zum Zeitpunkt des Einsatzabschlusses der Feuerwehr nicht geklärt, die Polizei hatte hierzu noch während des Einsatzes die Ermittlungen aufgenommen.

Kategorie: Einsätze-Fw-Holzminden
Von: G. Hartmann
Fotos: M. Stahlmann/G. Hartmann/K. Reim/D. Kumlehn