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20.10.2018

Überörtliche Gefahrgutübung in Osterode (20.10.2018)

Gemeinsam mit der ABC-Komponente des Landkreises sowie Kräften der Werkfeuerwehr Symrise, nahmen Einsatzkräfte der Feuerwehr Holzminden an einer großangelegten Gefahrgutübung in Osterode teil. Den gesamten Samstag über stellten sich die spezialisierten Gefahrguteinheiten der Feuerwehren aus dem südniedersächsischen Raum verschiedenen Szenarien und übten die Zusammenarbeit.

Um 6:30 wurde zunächst die Ortsfeuerwehr Osterode über Alarmempfänger zu einem Einsatz nach Sturmschaden in das Gewerbegebiet Leege in Osterode gerufen. Das Bild, welches sich den Rettern in der Dunkelheit bot, war realistisch: Baumstämme versperrten den Zugang zum Gelände eines Recyclingunternehmens und mussten mit technischem Gerät entfernt werden, um Zugang zu einer unter einem mit Schrott beladenen Container eingeklemmten Personen zu erlangen. Noch während der Befreiungsaktion ereigneten sich in der einsetzenden Morgendämmerung mehrere Explosionen, die - so die Übungsannahme - ebenfalls durch „umstürzende Bäume“ ausgelöst wurden.

Die erste Erkundung ergab für den Einsatzleiter schnell, dass aus der bisher technischen Lage eine Gefahrgutlage entstanden war, sodass er Gefahrgut-Spezialeinheiten aus dem Landkreis Göttingen hinzualarmierte.
Hier begann das für die Gefahrguteinheiten aus Südniedersachsen vorbereitete Übungsszenario, das sich über den ganzen Sonnabend hinziehen sollte.

Aus dem Landkreis Holzminden nahmen ein gemeinsamer Zug, bestehend aus der ABC-Komponente des Landkreises Holzminden, der Werkfeuerwehr Symrise und dem Gefahrgutzug der Feuerwehr Holzminden, mit insgesamt 50 Feuerwehrfrauen und -männern teil.

Neben den Kräften aus dem Landkreis Holzminden waren rund 400 weitere Einsatzkräfte von der Feuerwehr Osterode und den Gefahrstoffeinheiten der Feuerwehren aus den Landkreisen Göttingen, Northeim, Goslar, Hildesheim und Hameln-Pyrmont sowie Einheiten des Technischen Hilfswerks (THW) Osterode beteiligt. Drei Versorgungseinheiten aus den Landkreisen Göttingen und Hameln sorgten den Tag über mit Frühstück und Mittagessen für die Verpflegung der Teilnehmer.
Insgesamt drei Gefahrstofflagen waren vorbereitet worden, die von den Schadensszenarien her jeweils sehr unterschiedlich angelegt waren.

Weitere Aufgaben waren Messungen und die Entnahme von Wasserproben im Umfeld, hier konnten aus dem Landkreis Holzminden zudem der ABC-Erkundungskraftwagen und ein Messfahrzeug der Werkfeuerwehr Symrise mit einer Besatzung aus Werk- und Freiwilliger Feuerwehr eingesetzt werden. Mit Drohnen wurde die Einsatzstelle zudem aus der Luft erkundet und dokumentiert.

Die Kräfte des gemeinsamen Holzmindener Zuges, bestehend aus ELW 1, TLF 30/15-20 Symrise, WLF Symrise mit AB-Gefahrgut, WLF mit AB-Sondergeräte, RW, LF 16-TS, MTW, GW Dekon-P ABC-Zug, MTW-EL ABC-Zug und MTW Symrise wurden unter Führung des Stellvertretenden Zugführers des Gefahrgutzuges, Carsten Bertram, am späten Vormittag von Holzminden nach Osterode in den dortigen Bereitstellungsraum geführt.

Bei einer Gefahrgutlage kommen die eingesetzten Einheiten meist nicht alle gleichzeitig in den Einsatz, sondern lösen sich gegenseitig ab. Dies liegt daran dass sich die Einsatzstelle auf einen meistens kleinen Bereich konzentriert, die Arbeiten unter Schutzkleidung ausgeführt werden müssen und die Einsatzzeiten eines eingesetzten Trupps bestehend aus zwei oder drei Atemschutzgeräteträgern mit Schutzkleidung nur zwischen 20 und 30 Minuten liegt.

Um den bei längerem Einsatzverlauf hohen Bedarf spezialisierter Kräfte decken zu können, müssen daher Einheiten aus einem größeren Umkreis zusammengezogen werden. Meist sind derartige Spezialeinheiten nur ein- oder einige wenige Male pro Landkreis vorhanden.

Die Übergabe einer Einsatzstelle an die nachfolgende Einheit war daher auch ein wichtiger Übungsschwerpunkt und sollte nahtlos durchgeführt werden.
Die Kameraden aus dem Landkreis Holzminden wurden gegen 14:00 Uhr aus dem Bereitstellungsraum zum Einsatz abgerufen und lösten Einheiten aus den Kreisen Hildesheim und Goslar ab.

Die erste Einweisung in die Lage erfolgte für den Zugführer durch die Technische Einsatzleitung (TEL). Direkt in der Einsatzstelle wurde dann mit dem örtlichen Einsatzleiter und dem zurzeit die Einsatzstelle bearbeitenden Zugführer die Übergabe durchgeführt, in der die für den Holzmindener Zug durchzuführenden Aufgaben festgelegt wurden. "Übernahme der vorhandenen Dekontaminatiosstelle von den Kameraden aus Hildesheim und Unterstützung der sich zurzeit unter Chemikalienschutzkleidung (CSA) im Einsatz befindlichen Kräfte aus Goslar mit technischem Gerät", lautete hierbei zunächst der Auftrag.

Parallel rüsteten sich auch die Holzmindener Kräfte mit CSA aus, um die Einsatzstelle im Anschluss komplett übernehmen zu können. Hier galt es einen leckgeschlagenen Säurebehälter abzudichten und schließlich den Gefahrstoff in ein sicheres Behältnis umzupumpen. Reibungslos wurden die Arbeiten von den Kameraden aus Goslar fortgesetzt und beendet.

Als besondere Lage wurde ein CSA-Notfall eingespielt, bei dem der Anzug-Träger so schnell wie möglich von der Einsatzstelle der Dekontaminationstelle zugeführt und aus dem Anzug entkleidet werden muss. Aufgrund des hohen zusätzlichen Gewichts von Atemschutzgerät und Schutzanzug stellt dies eine besondere Herausforderung dar. Weiter kommt für den Retter noch die eingeschränkte Sicht hinzu. Doch auch diese Aufgabe konnte gemeistert werden.

Gegen 17:30 Uhr, also rund 11 Stunden nach dem Beginn, konnte schließlich "Übungsende" gegeben werden. Nach dem Verlasten des Materials und anschließendem Rückmarsch, erreichten die Holzmindener Kräfte gegen 20 Uhr wieder den heimischen Standort.

Ausgearbeitet worden war die Übung unter der Federführung der Arbeitsgemeinschaft Gefahrstoffzüge Südniedersachsen. In diesem Zusammenschluss tauschen sich die Einheitsführer der Gefahrstoff- und ABC-Einheiten regelmäßig über aktuelle fachliche Themen aus. Als  Übungsbeobachter der großangelegten Übung in Osterode fungierten in diesem Rahmen unter anderem auch der Holzmindener Gefahrgutzugführer Holger Kleinod sowie der Werkbrandmeister der Werkfeuerwehr Symrise, Jörg Seydler. Beide waren dazu bereits am frühen Morgen nach Osterode aufgebrochen.

Die Übung lieferte nach Aussage der Beobachter wichtige Erkenntnisse für die Zusammenarbeit der spezialisierten Gefahrguteinheiten im südniedersächsischen Raum. Diese Ergebnisse werden nun im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft detailliert ausgewertet und anschließend in Ausbildung und Einsatzplanung einfließen.

Kategorie: Aktuelles-Fw-Holzminden
Von: H. Kleinod/J. Schwingel
Fotos: K. Reim, G. Hartmann, H. Kleinod