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23.09.2016

Jahreshauptübung der Ortsfeuerwehr Holzminden am 'Campe II' (23.09.2016)

Unter dem Motto "Mittendrin und nicht nur dabei" hatte die Ortsfeuerwehr Holzminden zu ihrer traditionellen Jahreshauptübung geladen und wieder waren etliche hundert Interessierte aus Holzminden und Umgebung gekommen. Sie konnten sich von der Schlagkraft einer modern ausgestatteten und gut ausgebildeten freiwilligen Feuerwehr überzeugen und brachten mit ihrer Anwesenheit ihre Verbundenheit mit denjenigen Männern und Frauen zum Ausdruck, die Tag und Nacht bereit sind, alles stehen und liegen zu lassen, um ehrenamtlich und unentgeltlich ihren Mitmenschen in Not zur Hilfe zu eilen.

Als Übungsobjekt diente in diesem Jahr das Schulgebäude "Campe II", das Nebengebäude des Holzmindener Campe-Gymnasiums, im Billerbeck. Ortsbrandmeister Michael Nolte hieß alle Anwesenden willkommen, dankte dem Schulträger für die Bereitstellung des Übungsobjekts und führte kurz in die Übungslage ein.

An einem Nachmittag sei der Hausmeister aufgrund eines Heizungsschadens mit einem Monteur im Keller zuwerke, als es plötzlich zu einer Verpuffung und in der Folge zu einem Kellerbrand komme, so der Ortsbrandmeister. Die heißen, giftigen Rauchgase breiteten sich schnell aus und schnitten einer ebenfalls im Gebäude befindlichen Schüler-AG die Fluchtwege ab. Parallel hielt der schuleigene Sanitätsdienst eine Besprechung ab.

Nach dem fiktiven Notruf wurde aufgrund der Lage zunächst Alarm für den 1. Zug der Ortsfeuerwehr ausgelöst, dieser rückte mit KdoW, LF 20/16, DLK 23/12, HLF 20/16, TSF, SW 1000 und MTW an. Der Hausmeister hatte sich noch selbst ins Freie retten können und wurde sofort vom Schulsanitätsdienst versorgt. Der Einsatzleiter des Schulsanitätsdienstes wies den eintreffenden Zugführer in die Lage ein und übergab Raumpläne zur besseren Orientierung der Einsatzkräfte.

Wie die Feuerwehr auch Personen retten kann, die in Obergeschossen so akut von Feuer und Rauch bedroht sind, dass bei ihnen selbst ein Einsatz von Leitern zu lange dauern würde, wurde an diesem Abend mit einem Dummy demonstriert: Zugführer Olaf Jungermann befahl den sofortigen Einsatz des Sprungrettungsgeräts vom LF 20/16. Die auf diese Weise erfolgreich gerettete Person wurde anschließend sofort versorgt und an den Rettungsdienst übergeben.

Weiterhin setzte der Zugführer die übrige Besatzung des LF 20/16 unter Atemschutz im Innenangriff zur Menschenrettung und Brandbekämpfung, das TSF zur Vornahme einer vierteiligen Steckleiter vom LF 20/16 ins 1. Obergeschoss zur Menschenrettung und das HLF 20/16 zur Stellung eines Sicherheitstrupps unter Atemschutz sowie zur Vornahme der dreiteiligen Schiebleiter ins 2. Obergeschoss, ebenfalls zur Menschenrettung, ein. Die Drehleiter bekam den Auftrag die Menschenrettung aus dem 2. Obergeschoss eines Querriegels des Gebäudes durchzuführen, die Mannschaft des Schlauchwagens und des MTW unterstüzte die weiteren Fahrzeuge.

Parallel richtete die Besatzung des ELW 1 für den Einsatzleiter, den stv. Ortsbrandmeister Tobias Hauske, eine Führungsstelle mit Lagedarstellung und Einsatzdokumentation ein. Der Einsatzleitwagen, der im vergangenen November als Ersatz für ein Altfahrzeug neu von der Stadt beschafft wurde, kam an diesem Abend erstmals bei einer Jahreshauptübung zum Einsatz. Er bietet der ELW-Besatzung nun zeitgemäße Arbeitsbedingungen nach dem aktuellen Stand der Technik.

Der sofort nachalarmierte 2. Zug, der unter der Leitung von stv. Zugführer Christian Willeke mit MTW-EL, LF 16-TS, RW, WLF m. AB-Sondergeräte, TLF 24/50 und MTW anrückte, bekam den Auftrag mehrere Personen zu retten, die sich auf ein Vordach geflüchtet hatten, sowie weiterhin eine Verletztensammelstelle einzurichten und zwei weitere Atemschutztrupps als je einen Angriffs- und Sicherheitstrupp bereitzustellen.

Über eine Mehrzweckleiter des Rüstwagens gingen Einsatzkräfte vom LF 16-TS und TLF 24/50 auf das Vordach vor. Mehrere Personen, dargestellt durch die schuleigene Schülerfeuerwehr sowie die Jugendfeuerwehr, konnten anschließend, mit Leinen gesichert, über die Leiter gerettet werden.

Mit einem weiteren Dummy wurde gezeigt wie eine nicht gefähige verletzte Person auch ohne die Drehleiter aus der Höhe oder auch Tiefe gerettet werden kann. Auf einem Rettungsbrett ("Spineboard") gelagert, wurde die Übungspuppe in eine Schleifkorbtrage gelegt, die zuvor mit Leinen an einer dreiteiligen Steckleiter zu einem sog. "Leiterhebel" befestigt worden war. Nahezu waagerecht konnte die zuvor vom Rettungsdienst versorgte Person so abgelassen und anschließend zur Verletztensammelstelle gebracht werden.

Unterdessen waren zahlreiche Schüler, ebenfalls dargestellt von der Jugendfeuerwehr, über die Steck- und die Drehleiter gerettet worden. Ein Lehrer, wie auch der "Hausmeister" von einem Alterskameraden der Feuerwehr dargestellt, wurde über die dreiteilige Schiebleiter in Sicherheit gebracht.

Zwei Atemschutztrupps hatten sich im Gebäude den Weg zu den Eingeschlossenen in den Obergeschossen gebahnt und diese bis zu ihrer vollzähligen Rettung über die Leitern betreut. Der Angriffstrupp im Keller konnte den vermissten Monteur auffinden und über einen Kellerschacht auf kürzestem Wege ins Freie bringen. Den angenommenen Brand konnte er anschließend mit einem C-Rohr unter Kontrolle bringen, später wurde noch Schaum zum Fluten des Kellers eingesetzt.

In einem Schnelleinsatzzelt vom Rüstwagen, das die Besatzungen von RW und WLF aufgestellt und mit Beleuchtung versehen hatten, sammelten und versorgten die mit einem Rettungswagen angerückte Johanniter-Unfallhilfe sowie der Schulsanitätsdienst alle verletzten Personen. Nach etwa einer halben Stunde waren alle 15 Verletzten und Betroffenen gerettet und es konnte die Meldung "Feuer aus!" gegeben worden.

Bereits während der Übung waren die Einsatzfahrzeuge und -kräfte der Feuerwehr dicht von Zuschauern umringt, was anders als bei Realeinsätzen oder sonstigen Übungen diesmal ausdrücklich erwünscht war, wie Ortsbrandmeister Nolte eingangs betont hatte. Auch nach Übungsende nutzten Jung und Alt die Gelegenheit, sich die spannende Einsatztechnik der Feuerwehr aus nächster Nähe anzusehen und sich diese fachkundig erläutern zu lassen. Vielleicht findet, auch das hatte sich Ortsbrandmeister Nolte gewünscht, der eine oder andere den Weg in die Jugendfeuerwehr oder als Quereinsteiger in die Einsatzabteilung.

Für die Einsatzkräfte, Übungsdarsteller und Ehrengäste klang der Abend anschließend, nach der Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft der Fahrzeuge, im Gerätehaus aus. Nach einer musikalischen Begrüßung durch den feuerwehreigenen Spielmannszug stellte Ortsbrandmeister Nolte noch einmal kurz das Szenario dar. Ingesamt 85 an der Übung beteiligte Feuerwehrkräfte hatten die schwerpunktmäßige Aufgabe der Menschenrettung über Leitern.

Stadtbrandmeister Manfred Stahlmann lobte die Kameraden für die gezeigten Leistungen und überbrachte Grüße des Bürgermeisters Jürgen Daul, der diesmal nicht an der Jahreshauptübung teilnehmen konnte. Ein warmer Imbiss bot den Beteiligten im Nachgang noch die Gelegenheit zum ungezwungenen Austausch.

Kategorie: Aktuelles-Fw-Holzminden
Von: J. Schwingel
Fotos: K. Reim/Feuerwehr/T. Schwingel